Kostendruck im Textilservice nimmt weiter zu

Berlin, 16.11.2022 – Die massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise lassen im Textilservice die Kosten merklich ansteigen. Der Kostenindex für den Textilservice ist im bisherigen Jahresverlauf 2022 um 21 Indexpunkte auf einen neuen historischen Höchststand von 133 gestiegen. Das ist ein gefährlich hoher Wert, weil er eine Kostenexplosion auf ein völlig neues Niveau darstellt und die Schnelligkeit des Anstiegs eine Dynamik zeigt, die für viele Betriebe nur schwer betriebswirtschaftlich darstellbar ist.

Der stärkste Kostentreiber sind die Energiekosten, die im Jahresverlauf um 111 Punkte nach oben schnellten, sodass der Teilkostenindex Energie im September 2022 bei 206 Punkten liegt. Obwohl die Öl- und Gasmärkte seit Jahren verhältnismäßig dynamisch sind und stärkere Schwankungen aufweisen als viele andere Märkte, ist die aktuelle Kostenexplosion außergewöhnlich. Noch im Zeitraum 2015 bis 2020 war der Kostenindex in diesem Bereich sogar um 5 Indexpunkte gesunken.

In vielen Fällen ist diese Kostenentwicklung existenzbedrohend. Eine Umfrage des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes im September 2022 ergab, dass 33,9 Prozent der Betriebe in der Wäscherei- und Reinigungsbranche bereits allein durch die gestiegenen Gas- und Stromkosten einen Betriebsverlust erleiden. Die Zahlen des Kostenindex untermauern diese Momentaufnahme nun und zeigen, dass die energieintensive Branche dringend bei den Energiehilfen berücksichtigt werden muss. Darüber hinaus sorgen auch die Preise für Textilien, Chemie und Personal sowie Lieferengpässe bei Maschinen und Textilien für enormen Kostendruck in der Branche.

Dynamik bei den Personalkosten nimmt zu

Die Personalkosten blieben als größer Kostenblock bis Mitte des Jahres 2022 auf einem verhältnismäßig ruhigen Entwicklungspfad. Von 2015 bis 2020 stieg der Teilindex für Personalkosten stetig von 100 auf 110 Punkte an. Die Covid-19 Krise hatte zunächst dazu geführt, dass recht langfristige und für die Überwindung der Covid-19 – Krise gedachte Tarifabschlüsse möglich wurden. Momentum kommt nun allerdings in der zweiten Jahreshälfte 2022 verstärkt durch die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns und durch anstehende Lohn- und Gehaltsverhandlungen auf.

Es ist damit zu rechnen, dass die Kosten des größten Ausgabeblocks im Textilservice in nächster Zeit stärker als bisher steigen werden. Zum einen, weil der akute Fachkräftemangel bereits heute in vielen Unternehmen und Regionen die effektiven Lohn- und Gehaltskosten stärker ansteigen ließ als die tariflichen und gesetzlichen Mindestlöhne. Zum anderen, weil es durch den Inflationsdruck in der Gesamtwirtschaft Druck gibt, entsprechende Lohnerhöhungen in der Wirtschaft umzusetzen.

Textilkosten steigen rasant

Die Textilkosten als zweitgrößter Kostenblock haben sich bis 2020 ebenfalls recht ruhig entwickelt. Von 2015 bis 2020 stieg der Index um moderate 6 Punkte an. In den vergangenen 21 Monaten hat die Kostenentwicklung bei den Textilkosten jedoch deutlich an Dynamik gewonnen. Seit 2021 hat sich dieser Teilindex um 19 Punkte auf aktuell 125 Punkte erhöht. Hier zeigt sich, dass in der Covid-19 Krise Wertschöpfungsketten zusammenbrachen und viele Produkte, Vorprodukte und Services wie z.B. der Transport nicht mehr so verfügbar waren wie zuvor. Daraus resultierend sind die Beschaffungskosten für textile Rohstoffe wie Baumwolle und Polyester in den letzten Monaten massiv gestiegen.

Auch andere Kostenblöcke werden perspektivisch steigen. Die Unternehmen der Textilpflegebranche müssen damit rechnen, dass es weitere Zinsanhebungen geben wird und mit der Dämpfung der Nachfrage gleichzeitig Rezessionstendenzen (z.B. Bau, Geschäftsreisen) spürbar werden. Investitionen müssen daher mit einer klaren Perspektive und überschaubaren Amortisationszeiten geplant werden.

Kostenindex ohne Textilservice steigt noch stärker
Erstmalig bietet der DTV zum dritten Quartal 2022 auch einen Kostenindex für Wäschereien ohne Textilservice an. Dieser Index steigt noch stärker auf 142 Indexpunkte. Grund dafür ist, dass in diesem Geschäftsmodell die Energiekosten ein sehr viel stärkeres Gewicht haben als im Textilservice bei dem mit dem Handling der Textilien ein großer zusätzlicher Kostenblock existiert, der sich in den letzten zwei Jahren weniger explosionsartig erhöht hat. 

 

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