Rekordkostensteigerungen im Textilservice

Berlin, 21.03.2023 – Das Jahr 2022 gehört zu den schwierigsten Jahren in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Pandemiefolgen, Krieg in der Ukraine, eine expansive Geldpolitik und gestörte Lieferketten führten zu sehr hohen Preis- und Kostensteigerungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Der Kostenindex für den Textilservice stieg von 112 Punkten Ende 2021 auf 131 Punkte Ende 2022. Die 17 Prozent Kostenanstieg stellen die höchste Steigerung seit Einführung des Kostenindex dar.

Die Kosten im Textilservice stiegen bereits 2021 mit 5,6 Prozent in einem Maße an, wie es die Branche seit vielen Jahren nicht kannte. Insbesondere die durch den Ukraine-Krieg massiv gestiegenen Energiepreise stellten diese Entwicklung 2022 jedoch nochmal in den Schatten.

Die Energiepreise bzw. -kosten gehören seit Jahren zu den instabilsten Bereichen in der Kostenlandschaft der Wäschereien und des Textilservice. Im Zeitraum Januar bis Oktober 2022 sprangen die Kosten um 95 Indexpunkte auf den Spitzenwert von 215. Zu diesem Zeitpunkt war die Energie mehr als doppelt so teuer wie 2015. Bis Ende des Jahres haben die Energiekosten etwas nachgelassen. Dabei haben die Strompreise jedoch nicht nachgegeben. Sie sind stabil um insgesamt 25 Indexpunkte bis Ende 2022 nach oben gegangen. Gas-, Heizöl- und Dieselpreise sind zwar seit November 2022 in einer leichten Abwärtsbewegung, befinden sich jedoch gegenüber 2021 auf einem sehr viel höheren Niveau. Die Hilfspakete der Regierung für Verbraucher und gewerbliche Wirtschaft sind in die Indices nicht eingeflossen, weil sie erst 2023 wirksam werden.

Lohnkosten mit moderater Entwicklung
Dem gegenüber war die Entwicklung bei den Personalkosten, dem weitaus stärksten Kostenblock im Textilservice, vergleichsweise ruhig. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass in den Kostenindex lediglich die branchenspezifischen Tarifabschlüsse einfließen. Der außerordentliche Anstieg des gesetzlichen Mindestlohnes im Oktober 2022 spiegelt sich darin noch nicht wider, da erst im Frühjahr 2023 Tarifverhandlungen anstehen. Im Jahresverlauf 2022 stiegen die Lohnkosten im Wäscherei- und Textilservicesektor mit 6 Indexpunkten daher nur moderat an.

Deutliche Anstiege der Textil- und Waschchemiekosten
Die Textilkosten der Branche stiegen im Jahresverlauf um 15 Indexpunkte. Dabei steigen die Einfuhrpreise erheblich stärker als die inländischen Produktionspreise. Insgesamt ist der Anstieg jedoch nicht als überdurchschnittlich zu bewerten, wenn man dies mit dem gesamtwirtschaftlichen Preisindex für gewerbliche Erzeugnisse ohne Energie vergleicht.

Besondere Erwähnung müssen die Kosten für die Waschchemie finden, die mit 36 Punkte stark gestiegen sind. Lagen sie Ende 2021 noch bei 107 Indexpunkten, so erreichten sie Ende 2022 143 Punkte. Zwar gehen die Chemiekosten nur zu 3 Prozent in den Index ein, gleichwohl zeigt er eine sehr branchenspezifische Teuerung, die erheblich jenseits der allgemeinen Teuerungsraten liegt.

Kostenindex ohne Textilservice steigt noch stärker
Der Kostenindex für Wäschereien ohne Textilservice stieg im Jahresverlauf sogar auf 132 Indexpunkte. Grund dafür sind die im Verhältnis zum Textilservice höheren Energiekosten, bei dem mit dem Handling der Textilien ein großer zusätzlicher Kostenblock existiert, der sich in den letzten zwei Jahren weniger explosionsartig erhöht hat. 

Zukunft: Preisauftrieb in der Branche bleibt dynamisch
Mit einer kurzfristigen Entspannung der Kostensituation ist nicht zu rechnen. In den im Frühjahr anstehenden Tarifverhandlungen ist angesichts der gesamtwirtschaftlichen Teuerungsrate mit entsprechenden Lohnsteigerungen zu rechnen.

Die Inflation wird auch 2023 ein Problem bleiben. Die deutsche Bundesbank prognostiziert für 2023 eine Inflationsrate von 7,2 Prozent. Die Europäische Zentralbank formuliert als Zielsetzung und Möglichkeit, dass ab 2025 eine zweiprozentige Teuerung wieder erreicht werden kann. Anders formuliert: die Inflation bleibt, sie geht aber langsam zurück. Das hat Auswirkungen auf die Zinssätze. Insgesamt wird die Aufnahme von Krediten für Wäschereien und Textilservice über viele Jahre erheblich teurer werden als bisher.

Die Energiepreise gehen am Spotmarkt zwar zurück, auf der Verteilerebene schlägt dies aber nur mit großer Verzögerung durch. Zudem passt der Anstieg der Preise für fossile Energieträger prinzipiell in die Politik der Energiewende.

 

>> Zur Pressemitteilung als PDF

Zurück